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Sawahin Salukis ![]() Freunde D.Hintzenberg |
Dagmar
Hintzenberg-Freisleben Ist ein Windhund nur zum Rennen da? Verderben
Begleithundprüfung und Agility einen Windhund? Es gibt in Deutschland im Gegensatz zu den USA nicht
viele Windhundbesitzer, die mit ihren Hunden Erziehungskurse besuchen und/ oder
Agility betreiben und daher aus eigener Erfahrung etwas zu diesem Thema sagen können.
Ich betrachte mich zu den wenigen Saluki-Besitzern
gehörend und möchte einige Anregungen geben, welche Freizeitaktivitäten man
gemeinsam mit seinem Windhund unternehmen könnte außer den üblichen wie §
"gemeinsam"
den Zwinger reinigen (armer (Wind)Hund, wenn er in einem Zwinger leben muss,
doch leider gibt es davon genügend) §
auf
Herrchens/ Frauchens Sofa liegen (schon besser, Hund hat wenigstens soziale
Kontakte) §
an der
Leine spazieren gehen oder neben dem Fahrrad laufen (macht den meisten
Windhunden Spass) §
auf der
Rennbahn oder beim Coursing einer Fellattrappe nachjagen (das ist ein tolles
Vergnügen, jedoch höchstens so 35 mal im Jahr zu haben) §
nach
Herzenslust frei laufen in einer Umgebung, die hoffentlich gefahrlos ist.
(Leider nicht für alle Windhunde möglich.) §
Noch größeres
Vergnügen ist es aber für jeden Windhund zweifellos, echtem Wild hinterher zu
hetzen, denn dafür ist er geschaffen worden. Diese eigentliche windhundtypische
Arbeit können und dürfen wir in Deutschland unseren Hunden nicht bieten. England ist das Ursprungsland des Coursings, der Jagd
auf lebende Kaninchen und Hasen. Es war ursprünglich ein Sport der Adligen mit
Greyhounds. Bereits 1590 wurden vom Duke of Norfolk die ersten Coursing-Regeln
aufgestellt. Im 19. Jahrhundert zählte man in Großbritannien 350
Coursing-Clubs. Heutzutage müssen viele englische Coursing-Enthusiasten befürchten,
dass ihre "blood sports", wie viele Gegner das Coursing und die
Fuchsjagd nennen, in naher Zukunft ein Ende haben. Tierschützer setzen alles
daran, um die Jagd mit Hunden auf lebende Tiere per Gesetz verbieten zu lassen. Anders ist dies in manchen Staaten der USA. Bereits
1886 gründeten englische Einwanderer den "American Coursing Board"
mit Hauptsitz in Nebraska und veranstalteten mit Greyhounds Open Field Coursings,
d.h. Coursings auf echte Hasen nach englischem Vorbild. Coursing-Veranstaltungen wurden im Laufe der nächsten
Jahrzehnte zu beliebten Freizeitveranstaltungen. Damit noch mehr Zuschauer aus
bequemer Perspektive ein Coursing beobachten konnten, entstanden in den 20er und
30er Jahren des letzten Jahrhunderts Coursing-Parks. 1945 erwarb die damalige
National Coursing Association in der Nähe von Abilene im US-Staat Kansas ein
Gelände, auf dem sie einen Coursing-Park einrichtete, der zu einer
Touristen-Attraktion wurde. Der Park war gut 200m breit und gut 500 m lang, umfaßte
also etwas mehr als 10ha. Die Parks waren eingezäunt und hatten gegenüber der
Längsseite, von wo aus die Hunde gestartet wurden, Schlupflöcher für die
Hasen. Diese wurden von professionellen Fängern außerhalb des Grundstück
eingefangen, dann eine Zeit lang im Gelände gehalten und gefüttert, so dass
sie die Schlupflöcher kennen lernten. Bei einem Coursing gab man dann dem Hasen
60 bis 80m Vorsprung, um ihm eine echte Chance zum Entkommen durch die Schlupflöcher
zu ermöglichen. An diesen Veranstaltungen, eine fand im Frühjahr und eine im
Herbst statt, nahmen ausschließlich Greyhounds teil. Park-Coursings fanden bis
in die Mitte der 70er Jahre statt, danach wurden sie auf Initiative von Tierschützern
aus ethischen Gründen durch Gesetz verboten. Seitdem sind in Kansas wie in
vielen anderen Staaten der USA nur noch Open Field Coursings erlaubt, bei denen
im freien Gelände Hasen gejagt werden. 1964 entstand aus mehreren vorhergehenden
Coursingorganisationen die National Open Field Coursing Association (NOFCA), die
heute für die Open Field Coursings federführend ist. Seit Jahren werden von
dieser Organisation hauptsächlich in Californien und New Mexico Open Field
Coursings veranstaltet. Da endet die Jagd nicht exakt nach 600m oder 700m wie
bei unseren Hasenattrappen-Coursings und die Risiken der Jagd sind nicht
kalkulierbar. In den meisten Oststaaten der USA gibt es keine
derartigen Veranstaltungen, da nicht genügend große Flächen zur Verfügung
stehen und die Hasen seit Jahrzehnten von den Farmern bis zur Ausrottung bekämpft
wurden. Um in allen Gegenden der USA unabhängig von der Verfügbarkeit echter
Hasen den Windhunden Coursing zu ermöglichen, entstand das sogenannte Lure
Coursing, also das Coursing mit einer Hasenattrappe, so wie wir es in
Mitteleuropa kennen. Was viele Gegner amerikanischer Windhunde nicht
wissen, ist die Tatsache, dass für amerikanische Windhund-Enthusiasten nur
derjenige Windhund wirklich ein absoluter Top-Hund ist, der
Ausstellungs-Champion, Field-Champion (Coursing-Champion) und Obedience-Champion
ist, wobei das Erringen des Obedience-Champions schwerer ist als das Bestehen
unserer Begleithundeprüfung. In vielen Songs der POP-Musik wird Californien als
gelobtes Land gepriesen, in das auch heute noch Tausende jeden Monat einwandern
möchten. Unsere Windhunde würden bestimmt gern sich in die Schlange der
Einwanderer einreihen. Besonders die Westküste der USA wäre auch für unsere
Windhunde heute noch ein Traumland. Nach dem kurzen Rückblick in die Coursing-Geschichte
in England und der USA, wo Windhunde heute noch Kaninchen und Hasen jagen dürfen,
sich also ihrer eigentlichen Bestimmung entsprechend verhalten dürfen, zurück
in unser Land. Windhundbesitzer
in Deutschland können eigentlich froh sein, dass ihre Hunde bisher nicht im
Zusammenhang mit der seit Jahren geführten Diskussion über gefährliche Hunde
genannt werden. Ich möchte nur beispielhaft auf die in Brandenburg seit 12.6.98
geltende "Ordnungsbehördliche Verordnung über das Führen und Halten von
Hunden" hinweisen, siehe Internetadresse http://pns.brandenburg.de/land/mi/recht/hundvo.htm#1;
die Formulierungen in anderen Bundesländern sind ähnlich: § 6 Gefährliche
Hunde (1)
Als gefährliche Hunde im Sinne dieser Verordnung gelten: 1.
Hunde,
bei denen auf Grund rassespezifischer Merkmale, Zucht, Ausbildung oder Abrichten
von einer über das natürliche Maß hinausgehenden Kampfbereitschaft,
Angriffslust, Schärfe oder einer anderen in ihrer Wirkung vergleichbaren,
Mensch oder Tier gefährdenden Eigenschaft auszugehen ist, 2.
Hunde,
die als bissig gelten, weil sie einen Menschen oder ein Tier durch Biß geschädigt
haben, ohne selbst angegriffen oder dazu durch Schläge oder in ähnlicher Weise
provoziert worden zu sein, oder weil sie einen anderen Hund trotz dessen
erkennbarer artüblicher Unterwerfungsgestik gebissen haben, 3.
Hunde, die durch ihr Verhalten gezeigt haben, daß sie unkontrolliert
Wild oder
andere Tiere hetzen oder reißen,
oder 4.
Hunde,
die wiederholt Menschen gefährdet haben, ohne selbst angegriffen oder
provoziert worden zu sein, oder wiederholt Menschen in gefahrdrohender Weise
angesprungen haben. Punkt 3 ist
zweifellos derjenige, der für unsere Windhunde am ehesten zum Problem werden könnte.
Gibt es
Windhunde, die an Coursings oder Bahnrennen teilnehmen und bei einem
Waldspaziergang dann "seelenruhig" einem echten Kaninchen, Hasen oder
Reh, die den Weg kreuzen, hinterherschauen? Ich kann es mir nicht vorstellen.
Jeder Coursing oder Rennbahn trainierte Windhund wird versuchen, wenn er ohne
Leine ist, dem Wild hinterher zu hetzen. Und auch die meisten, die nie eine
Rennbahn oder ein Coursinggelände gesehen haben, werden alles daran setzen, das
Wild zu jagen, sonst wären sie auch keine Windhunde mehr. In allen
Windhund-Rassestandards ist diese Hetzleidenschaft explizit als Rassemerkmal erwähnt.
Bricht die Hetzleidenschaft durch und das Hetzobjekt sind keine Plastikstreifen,
dann ist der Tatbestand für §6 Punkt 3 erfüllt. Darüber müssen sich alle
Windhundbesitzer im klaren sein. Es
gibt nun mehrere Lösungen, damit unsere Windhunde nicht durch ihre
Jagdleidenschaft zu "gefährlichen Hunden" im Sinne obiger
Hundeverordnung werden: §
Man
entscheidet sich für keine Windhundrasse. §
Man läßt
den Windhund nie von der Leine, um keine Konflikte mit Jagdaufsehern und/ oder
dem Ordnungsamt zu riskieren. §
Man
besucht in der Trainingssaison Rennplätze und läßt ihn am Wochenende zwei-
oder dreimal über die Rennbahn/ das Coursinggelände flitzen, ansonsten ist er
außerhalb der Wohnung an der Leine. Besser dran sind die Windhunde, deren
Besitzer Haus mit Garten haben. Doch die meisten Grundstücke in neueren
Wohnsiedlungen sind nicht einmal 1.000qm groß. Wenn man die Fläche für das
eigentliche Haus, den Vorgarten und die übliche Garage abzieht, bleibt nicht
viel für eine Strecke, wo ein Windhund sich voll austoben kann. §
Man hat
irgendwo ein Gelände entdeckt, das sich hervorragend zum freien Auslauf mit
relativ geringem Gefahrenrisiko eignet - so manche Truppenübungsgelände und
Auenlandschaften fallen mir da ein, und man nimmt gern je eine Stunde Fahrt für
Hin- und Rückfahrt in Kauf, doch das kann auch nicht jeder an jedem Tag. §
Man zieht
dem Windhund zuliebe dorthin, wo man größere Flächen pachten/kaufen kann, die
dann eingezäunt werden, um ihm täglich freies Laufen zu ermöglichen. So haben
wir es schon vor mehr als 25 Jahren gemacht. Manche wandern gar aus und lassen
sich in Südfrankreich oder in Südspanien ausserhalb der Touristenregionen
nieder, um ihren Windhunden Auslaufmöglichkeiten zu bieten, soweit das Auge
reicht - ohne Einzäunung und ohne Gefahr gegen irgendwelche Paragraphen zu
verstoßen. Dem Windhund einen artgerechten und für ihn und andere (Wild)tiere
gefahrlosen Auslauf täglich bieten zu können ist das eine, das vor seiner
Anschaffung und Haltung unbedingt berücksichtigt werden muss, doch nicht alles.
Der
Hauptgeschäftsführer des VDH Bernhard Meyer hat in Dortmund anläßlich des
Symposiums "Zunehmende Hundefeindlichkeit - Wachsende Bedeutung der
Hundehaltung" am 15.10.99 einen Vortrag zum Thema "Widersprüche
unserer Gesellschaft und die Konsequenzen für Hunde und Hundehalter"
gehalten, s. http://www.vdh.de/aktuell_frameset.html.
Die Punkte im Abschnitt "Strategien und Konsequenzen für den VDH, seine
Mitgliedsvereine und deren Mitglieder" betreffen damit auch den DWZRV, uns
als Mitglieder und unsere Windhunde. Ich
zitiere ausschnittsweise: ¨
Intensivere Erziehung und Ausbildung aller Hunde - neue Anforderungen an
die VDH-Mitgliedsvereine ¨
Gesellschaftliche Akzeptanz der Zucht, Ausbildung und Haltung von Hunden ¨
Verantwortung
der einzelnen Hundehalter Ein
Niederschlag dieser Forderungen findet sich bereits in dem Novellierungsantrag
der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen vom 11.Januar 2000 an das Berliner
Abgeordnetenhaus. Sie fordern den Senat auf, die Verordnung des Haltens von
Hunden in Berlin wie folgt zu ändern: .... (2)
Als gefährliche
Hunde gelten auch Hunde, bei denen nach einer Wesensüberprüfung fehlende
Gutartigkeit festgestellt wurde. Einer präventiven
Wesensüberprüfung müssen alle Hunde mit mehr als 40 cm Schulterhöhe oder
einem Gewicht von über 17 kg unterzogen werden. Die zuständige Behörde prüft
die Gutartigkeit des Hundes gegenüber seiner kommunikativen Umwelt und den hinlänglichen
Gehorsam. (3)
Die erste
Wesensüberprüfung erfolgt bei Erwerb eines Welpen; wenn das Tier körperlich
und geistig ausgereift ist, im Alter von 18 Monaten. Ansonsten wird die Wesensüberprüfung
unmittelbar nach Erwerb eines Hundes durchgeführt. Weitere regelmäßige Wesensüberprüfungen
erfolgen alle drei Jahre. Die Wesensüberprüfungen sind gebührenpflichtig. (4)
Auf
Hunde, denen fehlende Gutartigkeit nachgewiesen wurde, finden die §§4 bis 8
entsprechende Anwendung. ... Die
Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen begründen ihren Antrag damit, dass die
bisherige Verordnung nur unzureichenden präventiven Schutz vor gefährlichen
Hunden biete. Ihrer Meinung nach würden bei Annahme des Novellierungsantrages
eventuelle Aggressionen, Verhaltensstörungen und negative Sozialkontakte bei
Hunden sowie die Inkompetenz von Hundehaltern aufgedeckt werden können, bevor
es zu eventuellen Beißvorfällen kommt. Die Präventivmaßnahme helfe generelle
Haltungsbeschränkungen, aber auch die Diskriminierung von Hunderassen zu
vermeiden, so die Antragsteller. Unabhängig
davon, ob Berlin diesem Antrag jetzt zustimmt, in nächster Zukunft wird in
allen Bundesländern über Anträge ähnlichen Inhalts abgestimmt werden. Dies
ist eine der Folgen der sogenannten Kampfhundediskussion. Alle
unsere Windhundrassen mit Ausnahme der Windspiele sind dann davon betroffen.
Windhunde werden keine Sonderstellung erhalten. Warum sollten sie auch? Unser
Windhunde daher weiterhin künftig in der Öffentlichkeit (dazu gehört auch die
Verbandszeitschrift) als Rassengruppe zu präsentieren, die sich ausschließlich
durch ihre Hetzleidenschaft definiert, ist unvereinbar mit den Forderungen des
VDH und den Hundeverordnungen der Länder. Und diejenigen, die den Niedergang
der Salukizucht am Horizont sehen, wenn Salukis für die Begleithundeprüfung
trainieren oder Agility machen, siehe UW 2/2000, S.15, haben einfach die Zeichen
der Zeit nicht erkannt. Um es gleich ganz deutlich zu machen und alle
Spekulationen im Keim zu ersticken, es geht hier nicht darum, unser Zuchtziel
Schönheit und Renn-/Coursingleistung infrage zu stellen. Ein Windhund, der
nicht mehr hasenscharf ist, hat wichtige Wesenseigenschaften verloren. Es geht
vielmehr darum deutlich zu machen, dass man auch mit Windhunden mehr unternehmen
kann und in Zukunft auch mehr tun muss, als sie nur für den Rennerfolg zu
trainieren und am Wochenende auf der Bahn laufen zu lassen. Noch
immer besteht leider bei vielen das gängige Vorurteil, dass Windhunde dumm und
schwer erziehbar sind. Meiner Meinung nach haben viele Besitzer in den
vergangenen Jahrzehnten mit dazu beigetragen, dass dieses Vorurteil noch immer
medienwirksam verbreitet wird, weil sie beispielsweise das Training für
Begleithundprüfungen und Agility kategorisch als nicht windhund-gemäße
Aktivitäten ablehnten und zum großen Teil das auch heute noch tun. Die
Erziehung von Windhunden hat mich seit der Anschaffung meines ersten Saluki im
Jahre 1973 interessiert. Im folgenden möchte ich über einige Erlebnisse und
Erfahrungen zur Erziehung von Windhunden, hauptsächlich von Salukis und einem
Sloughi berichten und einige Anregungen geben. Dies alles geschieht in der
Hoffnung, dass die jetzigen Windhundbesitzer dadurch motiviert werden, die eigenen in ihnen schlummernden kyno-pädagogischen Fähigkeiten zu
entwickeln. Sie werden auf diese Weise auch bei ihren Hunden ganz neue Fähigkeiten
entdecken und hoffentlich Spass bekommen sich mehr mit ihren Windhunden zu beschäftigen.
So mancher Windhundbesitzer, insbesondere
Sloughibesitzer, die mehr als 25 Jahre schon dabei sind, wird sich vielleicht
noch an unseren Sloughi Dulasim Schuru-esch-schams, Z.: E.u.I. Schritt,
erinnern, mit dem ich von 1975 bis 1976 eine Fährtenhundausbildung gemacht
habe. Er beherrschte auch Übungen, die heute auf Agility-Plätzen üblich sind.
Die Geräte dazu entwarf und baute ich damals selber. Das Wort Agility bedeutete
laut Wörterbuch damals nichts anderes als Beweglichkeit, Flinkheit,
Behendigkeit. Agility in der heutigen Bedeutung, nämlich Geschicklichkeitssport
für Hunde, wurde erst ein Jahr später in England von einem Pferdenarren
erfunden. Ich nahm mit Dulasim an Coursings teil, doch er war ein Jäger vor dem
Herrn und kürzte gerne den Parcour ab. Auf unserem damaligen 14.000qm großen
Naturgrundstück entging ihm nichts. Sein ausgeprägter Hetztrieb wurde ihm mit
8 Jahren auf dem eigenen Grundstück zum Verhängnis, er brach sich das Genick,
war querschnittsgelähmt und mußte eingeschläfert werden. Seine Fährtenhundausbildung
hat in keiner Weise seinen Hetztrieb beeinträchtigt, was auch nicht das Ziel
der Ausbildung war. Die Fährtensuche war für ihn ein Spiel. Spielten wir
dieses Spiel, dann spielte er mit. War er sich selbst überlassen, machte er,
was er wollte. Anfang 1977 wurde ich zusammen mit unseren beiden
Salukis von der Geschäftsleitung eines Bielefelder Warenhauses zur Eröffnung
einer sogenannten iranischen Woche eingeladen. Ich nahm auch Dulasim mit, da er
nicht alleine zu Hause bleiben sollte. Während der ganzen Eröffnungsfeier galt
der Blick des Botschafters nur meinen Hunden. Er lud mich anschließend zu einem
Besuch mit meinen Salukis und Dulasim in seine deutsche Residenz in Bad
Godesberg ein, da er die Hunde in seinem eingezäunten Grundstück in Aktion
sehen wollte. Natürlich zeigte ich ihm und seinen geladenen Freunden, welche Fähigkeiten
Dulasim sonst noch hatte. Eine seiner Glanznummern war u.a. das Apportieren,
einschließlich roher Eier. (Auch die langjährigen Mitglieder des
Windhund-Rennvereins Ost-Westfalen e.V.Gütersloh kennen von Weihnachtsfeiern
her diese Vorführung. Zugegeben nicht typisch für einen Windhund, aber er
liebte diese Übung, und er schleppte dann später immer wieder aus dem Nest
gefallene Vögelchen in seiner Schnauze bis ins Wohnzimmer, ohne ihnen auch nur
ein Federchen zu krümmen.) Der Botschafter und seine Freunde waren begeistert
und offerierten mir einen beachtlichen Betrag, um Dulasim zu kaufen. Von solch
einem Saluki hatte er nach eigenem Bekunden immer geträumt. Daß Dulasim ein
Sloughi war und kein Saluki, war für den Herrn Botschafter unwichtig. Nun ja,
der Repräsentant des Iran war kein FCI-Kynologe, daher ward ihm verziehen, daß
er den Unterschied nicht gleich wahrnahm. Nebenbei sei bemerkt, Dulasim hat den
Iran nie gesehen. Später führte ich anläßlich eines Sloughi-Treffens bei
Familie Schritt die Fähigkeiten unseres Sloughi vor. Eberhard Trumler, der
diesem Treffen beiwohnte, war begeistert und hatte so etwas bei einem Sloughi
nicht für möglich gehalten. Wie sich die Einstellung gegenüber der Erziehung von
Windhunden allein schon bei den Vorstandmitgliedern des DWZRV geändert hat,
macht deutlich, dass ein damals von mir eingereichter Artikel über Dulasims
Ausbildung für die Veröffentlichung abgelehnt wurde mit der Begründung:
"Windhunde erzieht man nicht." 25 Jahre später werde ich nun gebeten,
doch aus aktuellem Anlass meine Erfahrungen und Gedanken über die Erziehung von
Windhunden in einem Beitrag zusammenzufassen. Wer hätte gedacht, dass sich die
Zeiten so ändern? Da also die Erziehung von Windhunden 1976
innerhalb des DWZRV noch ein absolutes Tabu-Thema war, sah ich mich im Ausland
um und fuhr zum ersten Mal nach Skokloster (Schweden), damals nicht in erster
Linie wegen der vielen für beide Ausstellungstage gemeldeten Windhunde, sondern
um mir die sogenannte Lydnäsprov anzuschauen, an der auch regelmäßig
Windhunde teilnehmen. Sie entspricht im großen und ganzen unserer
Begleithundeprüfung, siehe mein damaliger Bericht in "Unser
Rassehund" - der UW war damals noch Bestandteil des UR. Die Lydnäsprov
wird auch heute noch am Skokloster-Wochenende jeweils Ende Juli abgenommen, an
der dann ausschließlich Windhunde teilnehmen. Für Skandinavier war bereits vor
25 Jahren die Erziehung von Windhunden kein Akzeptanz-Problem. Ende der 80er
Jahre beginnt dann langsam in Deutschland - außerhalb der Windhundszene - ein
Umdenken in Sachen Hundeerziehung. Maßgeblich beteiligt ist hierbei der Verein für
deutsche Schäferhunde (SV), der durch die öffentliche Diskussion mehr oder
weniger gezwungen wurde, seine Ausbildungsziele und -methoden zum Schutzhund zu
überdenken, und seine Ausbildungsplätze auch für Nicht-Schäferhund-Besitzern
öffnete. In seinen über 2.200 Ortsgruppen werden nach dem sogenannten "Augsburger
Modell" regelmäßig Erziehungskurse
nach dem Motto "Hundeerziehung für
alle" angeboten, in denen man, ohne Mitglied im SV werden zu müssen,
mit den Grundregeln der Erziehung von Hunden ganz allgemein in praktischen Übungen
vertraut gemacht wird. Der SV wörtlich, siehe www.schaeferhund.org/hunde/04_Ausb:
"Das Ziel eines solchen Erziehungskurses ist nicht die Ausbildung zum
Schutzhund, sondern entspringt vielmehr dem verbreiteten Wunsch vieler
Hundehalter nach einer praxisorientierten Grundausbildung ohne jegliche Einschränkung
auf bestimmte Hunderassen oder Verpflichtung zu Vereinsmitgliedschaften. Außerdem
ist es eine alt bekannte Tatsache, daß es zahlreiche Hundebesitzer gibt, die
mit ihrem Hund nicht fertig werden, aber gerade deshalb nicht mit ihm auf einem
Übungsplatz erscheinen, um sich nicht zu blamieren. Gerade auf diese Leute mit
Fingerspitzengefühl einzugehen, ist eine wichtige Aufgabe des Erziehungskurses. Hundehalter und
Hund sollen Freude am gemeinsamen Training haben. Bei aller angebrachten
Konsequenz und der notwendigen Autorität im Umgang mit dem Hund wird in der
Aufbauarbeit Wert auf das spielerische Erlernen erzieherischer Grundprinzipien
gelegt."
Das
Kursprogramm umfasst folgende Lektionen:
Dieses Kursprogramm überfordert meines Erachtens
keinen Windhund, im Gegenteil. Die Lektionen 1 und 2 eignen sich hervorragend als
Vorbereitung für das Ringtraining. Bis auf wenige Ausnahmen abgesehen, erwarten
Richter, insbesondere weltweit tätige, einen disziplinierten Hund im Ring. Das
gilt auch für einen Windhund. Bei Lektion 1 sollte man nach meiner Erfahrung
nicht üben, dass der Hund sich hinsetzt, sobald man selbst stehen bleibt. Es könnte
sonst passieren, dass der Hund sich im Ring hinsetzt, sobald man nach dem
gemeinsamen oder einzelnen Laufen im Ring stehen bleibt. Man übt daher zusätzlich
"Steh". Kennt der Hund den Unterschied, ist auch die Ringpräsentation
kein Problem mehr. Auch die Lektion 3 brauchen Aussteller. Wenn der Hund
nicht die gesamte Zeit, bevor er gerichtet wird, im Auto verbringt, steht, sitzt
oder liegt er doch neben dem Stuhl oder bei Hallenausstellungen in der
Ausstellungsbox. Erfreulich ist es für andere Aussteller und Hunde, wenn der
"abgelegte" Hund nicht permanent winselt, jault, bellt, ...
Ausstellungserfahrene Windhundbesitzer kennen doch alle die nervenden Maßnahmen,
die Hunden einfallen, wenn sie sich langweilen oder verlassen vorkommen, weil
Herrchen/ Frauchen zur Toilette gegangen ist oder sich stärken muss. Lektion 4 ist zugegeben für unsere Windhunde die
schwierigste, da sie gerne selbst entscheiden wollen, was sie tun, wenn sie ohne
Leine sind. Freies Ablegen bedeutet, dass der unangeleinte Hund auf der Wiese
"Platz" macht und der Besitzer sich von ihm bis zu 30m entfernt. Wenn
der Hund die Übung gut beherrscht, werden an dem liegenden Hund Personen und
angeleinte Hunde in einem Abstand von ca. 1,5m vorbeigehen. Das freie Ablegen
erfordert beim Hund das Lernen von Vertrauen gegenüber seinem Besitzer und von
Toleranz gegenüber anderen Rassen. Ängstliche Hunde bleiben nicht liegen,
sondern versuchen immer wieder ihrem Besitzer hinterher zu laufen. Diese Übung
ist auch hervorragend geeignet, um bessere Sozialverträglichkeit einzuüben.
Kennen wir nicht auch von unseren Windhund-Ausstellungen immer wieder Hunde, die
sich aus liegender Position auf andere stürzen (wollen), die an ihnen
vorbeigehen? Je früher man mit den Übungen zur Sozialverträglichkeit anfängt,
um so besser und um so leichter ist es für den Hund. Die 5. (Sitz) und 6.Lektion sind notwendig für das
Alltagsleben. Mit der "Platz"-Übung wird meist das Einüben von
Kadaver-Gehorsam assoziiert, denn auch Gebrauchsrassen fällt das Einüben nicht
leicht. Ich kenne keinen Windhund-Besitzer, der das Wort "Platz"
verwendet. Wir sagen dann "Leg dich hin" und erwarten, dass der Hund
das in den nächsten Sekunden hoffentlich auch tut. Wir verlangen aber nicht,
dass der Hund es sofort macht, wie es
bei der Platz-Übung erwartet wird. Die "Platz"-Übung ist bei
kurzhaarigen Windhunden extrem unbeliebt, da die Übungswiesen meist zu nass und
zu kalt sind. Ein richtiges Verhalten im Verkehr kann lebensrettend
sein. Bei dieser Übung geht es darum, dass Hunde keine Jogger, Radfahrer usw.
jagen, anderen Hunden ohne Aggression begegnen und sich von quietschenden und
hupenden Autos unbeeindruckt zeigen sollen. Alles Übungen, die auch jeder
Windhund braucht, wenn er sein Leben nicht auf der Alm oder ausschließlich auf
einem eingezäunten Grundstück verbringt, sondern als Partner des Menschen bzw.
Familienmitglied behandelt wird und am Leben seiner Menschen teilnehmen darf. In den Erziehungskursen des Schäferhund-Vereins
werden die Grundlagen für die spätere Begleithundprüfung
(http://www.wirtz-edv.de/agilitystunde/reglements/begleith.htm)
gelegt, deren Bestehen Voraussetzung für eine weitere Ausbildung der
Schutzhundrassen zum Schutzhund und auch Voraussetzung für alle Hunde für die
Teilnahme an Agility-Wettbewerben ist. Sicherlich gibt es noch Hundevereine, bei
denen jede Ausbildung mit Kommando-Ton und absolutem Drill absolviert wird. Aber
es gibt auch andere Vereine, die neuen Erziehungsmethoden gegenüber
aufgeschlossen sind. Solche Vereine sollte man sich suchen, wenn man Spass an
zeitgemäßer Erziehung oder am gemeinsamen Sport mit dem Hund (Agility) hat.
Insgesamt gesehen versucht der deutsche Schäferhund-Verein sein Image seit
nunmehr 10 Jahren durch eine andere Art der Ausbildung zu verbessern, nämlich
einer Ausbildung zum Schutzhund auf ausschließlich spielerischer Basis. Mancher
Ortsverein ist vielleicht in dieser Hinsicht noch nicht so weit, weil dort
Vereinsmitglieder noch ausbilden, die das schon seit zig Jahren machen. Sich
(mental) umzustellen geht oft nicht so leicht - selbst wenn man es möchte. Doch
Schäferhundverein ist nicht gleich Schäferhundverein. Auch Windhundleute
sollten versuchen ihre Vorurteile abzubauen. Und wenn einem Schäferhundvereine
wirklich nicht zusagen, sollte man es bei einem anderen Verein versuchen.
Wichtig ist, dass die Gruppe und Ausbilder vorbehaltlos alle Rassen bei ihrem
Training akzeptieren, also toleranter sind als so mancher Windhundbesitzer. Außerdem
liegt es in der Hand des Besitzers, wie er mit seinem Hund bei den Übungen
"redet". Man muss doch nicht schlechten Beispielen folgen und gibt
doch seinen Hund nicht zur Ausbildung weg, sondern bringt ihm
s e l b s t die Übungen
bei. Damit bin ich jetzt am anderen Ende der Leine
angekommen. Ein Hund, gleich welcher Rasse, wird nur so gut erzogen sein, wie
sein Besitzer fähig ist, ihm etwas beizubringen. Windhundbesitzer lehnen oft
kategorisch die Erziehung ihrer Hunde ab. Sie merken dabei nicht, dass sie sich
selbst betrügen. Oder akzeptieren Sie, dass Ihr Windhund seine Geschäfte in
Ihrer Wohnung oder in Ihrem Haus erledigt? Amüsieren Sie sich nur, wenn sich
Ihr Hund wie selbstverständlich an Ihrem gedeckten Tisch nach leckeren Sachen
umsieht und manches dabei mitgehen läßt? Auch die neue Couchgarnitur oder Ihr
Bett gestatten Sie Ihrem Liebling als Fressplatz für getrockneten Pansen, Fisch
und Schweineohren? Wenn Sie die Fragen mit "Ja" beantwortet haben,
dann ist Ihr Hund der Rudelführer in Ihrem Heim. Der Besitzer hat dann durch
Unfähigkeit, Gewährenlassen oder falsch verstandener Vorstellung von Erziehung
seinen Hund dazu "erzogen", dass der Hund seinen Menschen erzieht. Es
wird sehr schwer werden, dass der Besitzer seinem Hund noch etwas beibringen
kann, was nicht im Sinne des Hundes ist. Warum
eigentlich haben so viele Windhundbesitzer etwas gegen Erziehung ihrer Hunde?
Hundeerziehung muss doch nicht notwendigerweise etwas mit Kadavergehorsam oder
Drill zu tun haben. Diese Vorstellung scheint sich besonders bei Windhundleuten
zu tradieren. Hundeerziehung kann auch Spass für den Besitzer und den Hund
bedeuten. Seit ca. 2 Jahren schwappt aus den USA auch nach Deutschland die
Begeisterung für das sogenannte Clicker-Training über, durch das mittels
operanter Konditionierung bei positiver Verstärkung eine Verhaltensänderung
erwirkt werden kann. Diese Methode ist grundsätzlich nicht neu, Pawlows
Versuche zur klassischen Konditionierung sind bekannt: Er läutete eine Glocke
und fütterte den Hund, läutete und fütterte, läutete und fütterte,.... Bald
konnte Pawlow anhand des beim Hund vermehrten Speichelflusses beweisen, daß der
Hund wußte, daß es Futter gibt, wenn die Glocke ertönt. In den 40er Jahren
entdeckte B.F.Skinner die operante Konditionierung: Wie kann ich dem
Hund zeigen, auf welche Weise er
Pawlow dazu bringen kann, dass er die Glocke läutet. Der Operator ist dabei der
Hund. Das ist das Prinzip des Clickertrainings. Dem Hund wird also kein
Verhalten von außen aufgezwungen, sondern er findet es zum größten Teil
selbst heraus, welches Verhalten belohnt wird. Exakt, in dem Augenblick, in dem
der Hund das erwünschte Verhalten oder am Anfang eine Annäherung an das gewünschte
Verhalten zeigt, wird mit einem Gegenstand, genannt Clicker, der wie ein
Knallfrosch funktioniert, "geklickt", damit der Hund lernt, so wie ich
es jetzt mache, ist es richtig. In den 50er Jahren begann man Delphine nach
dieser Methode zu trainieren. Wer einmal in einem der Sea World Parks in den USA
die Vorführung von Kunststücken nicht nur von Delphinen, sondern auch von
Killerwalen gesehen hat, hat sich bestimmt anschließend gefragt, wie hat man
diesen riesigen Fischen nur diese Kunststücke beigebracht. Fische kann man
nicht bestrafen, wenn sie unerwünschte Verhaltensweisen zeigen, weder an einer
Leine zerren noch anbrüllen, noch in den Nacken packen und schütteln. Karen
Pryor gilt als die Begründerin des Clickertrainings. 1963 machte sie als
Haupttrainerin im Ozeanarium auf Hawai ihre ersten Erfahrungen mit der
Ausbildung von Delphinen mittels positiver Bestärkung. Ihre Erkenntnisse hat
sie dann auf das Training und die Erziehung von Hunden übertragen. Ihr Standardwerk "Don't shoot the dog! The
New Art of Teaching and Training" ist im letzten Jahr ins Deutsche übersetzt
worden und unter dem Titel "Positiv bestärken - sanft erziehen. Die verblüffende
Methode, nicht nur für Hunde" im Kosmos-Verlag erschienen. Es gibt
inzwischen zig Bücher über das Clickertraining - für Hunde, Katzen, Pferde,
Fische, ..., leider sind sie alle in Englisch. Auch im Internet finden sich
reichlich Literatur und sogenannte Diskussionsforen, siehe www.clickertraining.com
(englisch) und www.yorkie.ch/forum/forum1.html
(deutsch). Wer Interesse hat, sollte sich Kataloge von folgenden Verlagen/
Buchhandlungen zuschicken lassen: §
Crosskeys Select Books, Stephen and Josie King,
Collier Row Road, Romford, Essex RM5 2BH, Großbritannien, www.crosskeysbooks.com §
Sunshine Books, 49 River Street, Waltham, MA
02453, USA, www.clickertraining.com Auch in Deutschland werden inzwischen
Clickertrainingskurse von sehr unterschiedlicher Güte und Professionalität
angeboten. Wer hierzu nähere Informationen wünscht, schicke mir bitte eine
e-mail an Sawahin.Salukis@t-online.de. Wer einmal einen Kursus mit erfahrenen Trainern
mitgemacht hat, fährt nach Hause und probiert das Erlernte an seinem Windhund
garantiert gleich aus. Erziehung von Windhunden kann damit richtig Spass machen. Ich habe inzwischen mit vier Salukis, davon
drei aus eigener Zucht, die Begleithundprüfung absolviert, keiner davon hat
durch diese Ausbildung seine typischen Windhundeigenschaften verloren oder den
Spass am Bahnrennen oder Coursing eingebüßt: §
1991: Int,
Dt, Schweiz, VDH CH Lykaon Sawahin Ich nahm mit ihm an etlichen Bahnrennen teil, sein größter
Erfolg war der BIS-Sieg der Ausstellung in Gütersloh und am nächsten Tag der
Sieg beim Teuto-Bahnrennen. Nur wenigen Windhunden ist der Tagessieg an beiden
Tagen gegönnt. Und das trotz Begleithundprüfung. §
1993: Dt,
VDH CH Baghdad Look No Further Er
hat an mehreren Coursings erfolgreich teilgenommen. Nach nur 6 Wochen Übung
legte er erfolgreich die Begleithundeprüfung ab. §
1993: Dt,
VDH CH Nirwana Sawahin,Verbandssiegerin 93, Unzählige Kaninchen und Fasane, die unser jetziges
eingezäuntes Grundstück (10.000 qm), inmitten eines Jagdreviers gelegen,
leider nicht schnell genug durchquerten, haben kein Millenium feiern können. §
1997: Int,
Lux, Dt, VDH CH Tassilo Sawahin Er hat die Jagdleidenschaft seiner Mutter Nirwana
geerbt. Im letzten Jahr nahm er zum ersten Mal an Coursings teil, gewann Schönheit
und Leistung in Rietberg, wurde Dritter beim Osnabrücker Coursing im Oktober,
war Teilnehmer des ersten schwedischen CACIL-Coursings. Wer die Begleithundprüfung bestanden hat, darf
am Agility-Training teilnehmen. Agility
ist für die meisten Hunde "Fun pur". England ist genauso wie für das Coursing auch
Ursprungsland für Agility. Wettbewerbe fanden erstmalig 1978 bei der Crufts Dog
Show in London statt. Der Erfinder ist John Varley. Er war Mitglied des
Ausstellungskommittees und für die Veranstaltung 1977 beauftragt worden, sich
etwas Unterhaltsames für den Ehrenring einfallen zu lassen, um die Zuschauer während
der Pausen zwischen den Hauptprogrammpunkten zum weiteren Verweilen am Ehrenring
zu motivieren. John Varley interessierte sich hauptsächlich für Pferde, nicht
für Hunde. Ihm kam die Idee, einen Parcour ähnlich wie beim Springreiten für
die Hunde zu erstellen. Zusammen mit einem Hunde-Freund, baute er die
Hindernisse und stellte Regeln auf. Der Wettkampf selbst orientiert sich ebenso
stark an den Elementen des Springreitens: Der Hund muß einen Parcours, der vom
Richter gestellt wird, innerhalb einer bestimmten Zeit bewältigen und soll
dabei möglichst keine Fehler an den 12 bis 20 Hindernissen machen. Wie beim
Springreiten gibt es eine "Standard-Parcours-Zeit" und Strafpunkte für
das Überschreiten dieser Zeitvorgabe. Der erste Wettbewerb war ein absoluter Erfolg für
die Idee des Agility. Jedem der Zuschauer war klar, das wird ein
"Renner" für Hunde, Besitzer und Zuschauer. Inzwischen gibt es in
allen Ländern, in denen auch Hundeausstellungen stattfinden,
Agility-Wettbewerbe. Die Hindernisse - heute sind es Mauern, Hürden, Schrägwand,
Laufsteg, Wippe, Tisch, Weitsprung, Slalom, verschiedene Tunnel, Reifen und
Hecke - und das Reglement sind im Laufe der Jahre immer weiterentwickelt worden. Seitdem der bei uns ortsansässige Schäferhundverein
einen Agility-Parcours hat, gehe ich mit Tassilo zweimal die Woche zum
Agility-Training. Schneller als viele andersrassige Hunde hat er das Überqueren/
Durchqueren der Hindernisse gelernt und hat einen Riesenspass dabei. Alle Übungen
werden o h n e
Leine durchgeführt. Deshalb ist es auch erforderlich, dass der Hund
zuvor die Begleithundprüfung abgelegt hat. Es ist ein Zusammenspiel zwischen
Besitzer u n d Hund. In erster Linie ist der Besitzer gefordert, seinem Hund die
Übungen beizubringen. Manche Übungen sind gar nicht so leicht und der Besitzer
muss sich überlegen, wie schaff' ich es, dass mein Hund mir vertraut und z.Bsp.
über die Wippe geht. Alle, die Agility mit ihren Hunden machen, bestätigen,
dass das Verhältnis zwischen ihnen und ihrem Hund intensiver geworden ist. Was
gibt es Schöneres als dass Besitzer und Hund ein Team sind? Wollen das nicht
auch Windhundbesitzer? Ausstellung und Coursing sind nur an
Wochenenden, doch die Woche hat bekanntlich sieben Tage. Was macht ein Windhund
in der Woche oder in der Rennbahn-/Coursing-Winterpause? Nur Fahrrad fahren als
Konditionstraining für Bahnrennen oder Coursing? Irgendwie öde. Freilaufen
birgt die zu Anfang geschilderten Gefahren, s."gefährliche Hunde".
Nicht jeder hat ein großes eingezäuntes Grundstück oder einen Wald zum
Austoben. Doch trotz großem Grundstück muss auch der "Geist"
trainiert werden und dafür eignen sich hervorragend die Agility-Übungen, die
man in der Woche machen kann. Man kann sie natürlich auch zu Hause machen oder
sich andere Spiele mit dem Hund ausdenken. Wichtig ist doch nur, dass man sich
überhaupt mit seinem Hund beschäftigt und er nicht zum Sofahund degeneriert.
Statt alleine "zu spielen" macht das "Spielen" für Mensch
und Hund in der Gruppe Gleichgesinnter einfach mehr Spaß - das kennen wir doch
auch von unseren Veranstaltungen: Der Windhund hat seinen Spass, wenn er mit
anderen zusammen die Hasenattrappe jagt, zwar meist nur zwei- oder dreimal gut
30 Sekunden (!), der Besitzer hat (meist) den ganzen Tag lang Spass und
verbringt die Zeit mit guter Kommunikation oder small talk mit Windhundfreunden.
Da ein Agility-Parcours von Übungsstunde zu Übungsstunde jedesmal umgestellt
wird, ist es immer wieder eine neue Herausforderung für den Besitzer, g e m e i
n s a m mit seinem Hund den
Parcours möglichst fehlerfrei und in Bestzeit zu absolvieren. Nach jedem
Parcours-Durchgang muss der Besitzer über sein Verhalten und das des Hundes
reflektieren und versuchen herauszufinden, wie läßt sich die Verständigung
zwischen Mensch und Hund optimieren. Keinesfalls durch Strafe oder lautes
Schreien, sondern durch positive Verstärkung, siehe Clickertraining. Ansonsten
verweigern sich besonders Windhunde sehr schnell und der Spass an Agility ist
dem Hund dann durch die Unfähigkeit seines Menschen genommen worden. Agility
und auch die Übungen zur Begleithundprüfung trainieren die Sozialverträglichkeit
der Windhunde mit Nicht-Windhunden, siehe Forderung des VDH, und tragen auch
dazu bei, bei den Windhund-Besitzern so manches Vorurteil gegenüber anderen
Rassen und deren Besitzern abzubauen und umgekehrt. Wie oft habe ich schon gehört:
"Oh, ein Windhund macht Agility, ich dachte, Windhunde lassen sich nicht
erziehen und können das einfach nicht." Genausowenig wie man einen Windhund zwingen kann, die
Rennbahn links herum zu laufen oder den Coursing-Parcours zu absolvieren,
genausowenig kann man einen Windhund, und schon gar keinen Saluki zwingen,
Agility zu machen. Wenn ein Windhund an Rennbahn/ Coursing/ Ausstellung/ Agility
keinen Spass hat, dann sollte er auch nicht wegen des Ehrgeizes des Besitzers
dazu gezwungen werden. Es bringt sowieso nichts. Doch die Umkehrung dieser
Empfehlung hat die gleiche Gültigkeit: Wenn es Windhunde gibt, die auch Spass an Agility haben, dann sollte
diese Hunden die Möglichkeit gegeben werden, auch daran teilzunehmen. Die
Besitzer solcher Hunde haben dann außerdem die Forderungen des VDH nach
"solider Ausbildung des Hundes" (s.Referat von B.Meyer) mehr als erfüllt. Weder
Begleithundprüfungen noch Agility werden Windhunde in ihrem Wesen verändern,
wenn der Besitzer über solide kyno-pädagogische Fähigkeiten verfügt, noch wird es zum Niedergang der Saluki-Zucht
führen, wie im UW 1(2000)S.15 befürchtet. Sollte ich vielleicht eher das
Gegenteil behaupten? Hierzu zwei Beispiele aus eigener Zucht: Int.,
Schwedischer, VDH, Dt. CH Tashari Sawahin, Bundesjugendsiegerin 96, Bes.: S.Donner-Behrmann/ Züchter, ist DWZRV-Siegerin 1998, 1.Platz TOP-Saluki-Hündinnen
1999, 2. Platz der Coursing-Rangliste bei den Hündinnen 1999. Dt.CH Villymona Sawahin, in der Wartezeit für mehrere Championate, Bes.: S.Donner-Behrmann/ Züchter, ist DWZRV-Siegerin 1999, 1.Platz der
Coursing-Rangliste bei den Hündinnen 1999, gewann 14 (!) Coursings in Serie
1999, 3.Platz TOP-Saluki-Hündinnen 1999 Beide Hündinnen verkörpern unbestreitbar das
Zuchtziel des DWZRV Schönheit und Leistung und haben direkte Ahnen, die
erfolgreich bei Begleithundprüfung und Agility waren/ sind: Tashari
ist eine Wurfschwester zu meinem Tassilo, s.o., (Begleithundprüfung und Agility),
Mutter ist CH Nirwana Sawahin mit Begleithundprüfung, Villymona
ist eine Tochter von Tassilo (s.o.) und eine Enkelin von Multi CH Lykaon Sawahin
(Begleithundprüfung). Ein bißchen "Begleithund-/ Agility-Blut"
in den Ahnen schadet also nicht, im Gegenteil! Es schadet garantiert auch nicht
auf Dauer. In Verbindung mit den richtigen Saluki-würdigen Besitzern, die die
Salukis ihren g e s a m t e n Anlagen
entsprechend fördern und fordern, können dann bei dem noch notwendigen
Quentchen Glück überragende Leistungen erreicht werden. Das gilt nicht nur für
Salukis, sondern für alle Windhunde. Doch bevor man sich über Erfolge im
Ausstellungsring, auf der Rennbahn, im Coursinggelände oder bei Agility freuen
kann, muss man als Z ü c h t e r
jede Menge Vorarbeit leisten, s. oben Forderungen des VDH hinsichtlich
der gesellschaftlichen Akzeptanz der Zucht, Ausbildung und Haltung von Hunden.
Die Erfüllung der Forderungen kann nach meiner Meinung nur eine intensiv
betreute Aufzucht der Welpen im engen Zusammenleben mit der Züchterfamilie und
den erwachsenen Windhunden leisten. Große Zuchtstätten mit vielen erwachsenen
Hunden und Welpen in Zwingerhaltung müßten dann dazu übergehen,
"Welpenbetreuungsfachkräfte" (Künftig vielleicht ein neuer
Ausbildungsberuf?) einzustellen, um einen intensiven Kontakt zum Menschen und
Vorbereitung auf ein Leben nach dem Zwinger zu gewährleisten - oder aber die
Haltung und Aufzucht ihrer Hunde neu überdenken. Zur Aufzucht der Welpen gehört
auch die recht zeitintensive Durchführung von Welpenspielen, die zum Teil an
"Agility" für Welpen erinnern. Denn bei Welpen ist es nicht anders
als bei Kindern. Werden Kinder in der frühen Phase ihres Lebens nicht genügend
intellektuell, physisch und psychisch gefördert und gefordert, werden sie sich
niemals zu der Persönlichkeit entwickeln, die sie geworden wären bei einer
besser verlaufenden Kindheit. Das ist Allgemeinwissen, nachzulesen in jedem
Standardwerk über Entwicklungspsychologie. Auch in die Kynologie ist dieses
Wissen inzwischen durchgesickert. Keiner
möchte einen dummen Hund vom Züchter bekommen, der, bis er endlich abgeholt
wird, nur das Carré seines Zwingers kennengelernt hat, oder? Allerorten
werden Welpenspielstunden angeboten und Bücher über Welpenspiele veröffentlicht. Besonders in den letzten drei Jahren
haben sich (endlich) auch in Deutschland Hunde-Autoren des Themas "Mit
welchen Spielen kann man einen Welpen am besten auf ein möglichst stressfreies
Leben in unserer Gesellschaft vorbereiten?" angenommen, sicher nicht
zuletzt auch aufgrund des immer größer werdenden gesellschaftlichen Drucks auf
die Züchter, gut sozialisierte und auf Alltagssituationen vorbereitete Hunde an
die neuen Besitzer abzugeben. Züchter und künftigen Hundebesitzern empfehle ich die Lektüre der folgenden Bücher: Hier eine Auswahl deutsch-sprachiger Bücher: §
U.Narewski,
Welpen brauchen Prägungsspieltage, Verlag Oertel und Spörer, 1998, 168 S., 36
DM §
Ross,
McKinney, Welpen-Kindergarten, Kosmos Verlag, 1997, 320 S., 39,80 DM §
H.Weidt/
D.Berlowitz, Spielend vom Welpen zum Hund, Ratgeber für Welpen-Prägespiele,
Natur Buch Verlag, 1996, 96 S. 24,80 DM §
Ekard
Lind, Richtig spielen mit dem Hund, Natur Buch Verlag, 1997, 192 S., 36 DM §
Ekard
Lind, Hunde spielend motivieren, Natur Buch Verlag, 192 S., 36 DM §
D.Baumann,
Spiel & Spass mit deinem Hund, Verlag Ulmer, 160 S., 1997, 39,80 DM §
L.Baumgart,
Hundespiele, Verlag Falken, 1998, 112 S., 19,80 DM Niemand denkt auch nur im entferntesten daran, dass
statt Rennen Begleithundprüfungen und Agility gemacht werden sollen. Ein
Windhund ist und bleibt ein Windhund, dessen Lebenselixier die Hetzjagd ist.
Aber vielleicht hat mancher Windhund noch mehr Fähigkeiten als dem Lappen
hinterher zu jagen, dann sollten auch diese Fähigkeiten nicht vernachlässigt
werden. Besitzer und Hund werden daran viel Spass haben und beide sind dann den
Forderungen des VDH ein großes Stück näher gekommen. Dem Windhund wird seine
Agility im ursprünglichen Sinn von "Behendigkeit/Wendigkeit/
Flinkheit" auch beim Coursing nützlich sein und mancher wird gerade durch
dieses zusätzliche Training erfolgreicher als die anderen sein. Gedanken zum Schluss: Ich weiß, dass manche meiner geäußerten Gedanken
bei einigen Windhundleuten auf Unverständnis und Kritik stossen werden, doch
die Zeit ist reif, das Zusammenleben mit Windhunden in der heutigen Gesellschaft
neu zu überdenken. Wir DWZRV-Mitglieder leben weder in der Tundra, nördlich
oder südlich der Sahara, noch im anatolischen oder schottischen Hochland,
sondern in Deutschland mit Verordnungen für Hunde und Bußgeldern bei
Zuwiderhandlungen. Der DWZRV sollte über Maßnahmen im Sinne der vom VDH
aufgestellten Forderungen nachdenken, bevor der VDH uns vorschreibt, wie wir
unsere Windhunde erziehen sollen. Erschienen in der Zeitschrift Unsere Windhunde,
April 2000, S.26-30
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